Dami Charf > Über mich

Über mich

Wer bin ich, dass ich dir
etwas über das Leben erzählen will?

Das ist eine Frage, die ich mir schon fast mein ganzes Leben stelle. Wer bin ich?
Bin ich die Person, die mir von außen gespiegelt wird, oder bin ich so, wie ich mich fühle?
Bin ich die Person, die ich im Spiegel sehe,
oder bin ich die Frau, die so ist, wie sie sich in ihrem Körper fühlt?

Ich bin Therapeutin,
Trauma-Expertin, Trauma-Aktivistin,
Freundin, Autorin, Betroffene,
Weltreisende und noch
so vieles mehr.
Wer bin ich also?

Dami Charf

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Wer bin ich also?
Inzwischen kann ich mich mehr und mehr in die Frage hinein entspannen. Ich gehe davon aus, dass ich diese Frage nie wirklich werde beantworten können.
Ich erinnere mich an Seminare vor mehr als 20 Jahren, in denen wir uns eine Stunde lang diese – und nur diese eine – Frage gestellt haben und jedes Mal antworten sollten, was uns durch den Kopf ging. Irgendwann in diesem Prozess wurden die Antworten immer schwieriger, denn mir gingen die Antworten aus. Das war sehr beeindruckend für mein „junges Ich“.

Das war jetzt eine sehr philosophische Einführung, aber das ist eben auch ein Teil von mir – und manche würden sogar sagen, ein sehr großer! Ich denke und philosophiere, um neu zu beleuchten. Ich versuche immer wieder komplex zu denken. Als Menschen neigen wir dazu immer das Gleiche zu denken und komplexe Zusammenhänge auf Ursache und Wirkung zu reduzieren, damit wir wissen, was wir tun können oder tun sollen.

Meine Mutter hat mir beigebracht zu diskutieren. Ich erinnere mich an lange Spaziergänge, auf denen wir über das Leben und den Tod philosophiert haben. Das waren Highlights meiner Kindheit, die sonst von Angst, Gewalt und Unsicherheit geprägt war. Ich habe mich als Kind oft „in den Kopf zurückgezogen“ und gelesen und geträumt. In meinem Kopf war ich Heldin und habe fremde Welten erobert. Ich habe Enid Blyton und die „5 Freunde“ geliebt und bin mit meinem virtuellen Pferd durch die Wälder geritten.

Hauptsache, ich war nicht zu Hause.

Mit dem Wort „Trauma“ wurde
mir plötzlich so vieles klar.
Es war, als würde ich einen
Schlüssel zu einem bisher
unbekannten Schloss finden.

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Dann habe ich mit 15 Hermann Hesse entdeckt, und damit begann die Suche nach mir selbst und dem Sinn des Lebens. Ich war tief berührt von seinen Büchern und der Art und Weise, wie er Erfahrungen beschreibt. Ich fühlte mich verstanden und bewegt.

Ich hatte das Glück in einer Zeit aufzuwachsen, in der es normal war, durch die Gegend zu „trampen“ und demonstrieren zu gehen. Wir waren im Aufbruch und mein inneres Gefühl von Entfremdung und Anderssein wurde gedämpft durch andere Menschen, die auch anders waren.

Jahrelang habe ich mich im Spiegel nicht wirklich erkannt.

Ein Teil davon war sicher das Ergebnis weitreichender Traumatisierungen, aber ein anderer Teil war, dass ich fast immer das einzig dunkelhaarige und ausländisch aussehende Kind war und meine Umgebung immer hellhäutiger und blonder. Dadurch war ich immer wieder von meinem eigenen Anblick im Spiegel erstaunt.

Freundschaft und Gemeinschaft waren (und sind) für mich der Schlüssel zu einem besseren Leben. Ich hatte das Glück oder habe die Eigenschaft, mich trotz vieler Verletzungen, trotz Verrat und Trauma immer wieder Menschen zugewandt zu haben. Und ich habe immer wieder wundervolle Menschen getroffen, denen ich etwas bedeutet habe und die sich um mich gekümmert haben. Ich habe Freundschaften geschlossen und diese tragen mich bis heute. Etwas in mir hat nie aufgegeben zu vertrauen. Dabei habe ich nie blind vertraut, sondern immer genau geschaut, wen ich vor mir habe. Aus irgendeinem Grund habe ich es geschafft meiner Wahrnehmung zu vertrauen und eine sehr gute Wahrnehmung von Menschen zu entwickeln. Diese hilft mir natürlich auch bei meiner Arbeit als Therapeutin.

“Mit 15 Jahren habe ich Hermann Hesse entdeckt,
und damit begann die Suche nach mir selbst und dem Sinn des Lebens.
Ich war tief berührt von seinen Büchern und der Art und Weise,
wie er Erfahrungen beschreibt. Ich fühlte mich verstanden und bewegt. ”

Mit Anfang 20 habe ich „Wendo“ kennengelernt – Selbstverteidigung und Selbstbehauptung für Frauen und Mädchen. Die Ausbildung zur Wendotrainerin hat mein junges Leben komplett verändert. Ich lernte mich selbst besser kennen und bekam ein erstes Bewusstsein dafür, dass in meiner Kindheit etwas nicht in Ordnung gewesen war. Ich lernte viel über Macht- und Ohnmachtsdynamiken und lernte Rollenspiele zu mögen und zu begleiten.

Als ich mit unglaublich jungen 23 Jahren anfing Kurse zu geben, wurde ich mitten in die Welt von Traumata geworfen, aber es gab damals für mich kein Wort dafür. Gewalt, Missbrauch, Stalking, Mobbing, sexuelle Belästigung u.v.m. waren plötzlich ständig in meinem Leben und meiner Arbeit präsent. Irgendwann wurde mir klar, dass ich nicht nur beruflich damit zu tun hatte, sondern das alles auch persönlich kannte. Das waren harte und sehr schmerzhafte Zeiten. Dennoch konnte ich noch nicht erkennen, wie tief mich meine Erfahrungen als Kind geprägt hatten, das musste noch etwas warten.

Mit Ende 20 bin ich dann in einer körperorientierten Psychotherapie „gelandet“. Diese 5 Jahre haben mein Leben komplett verändert. Ich bin sehr froh, dass ich nie gedacht habe, dass das alles schneller gehen müsste. Etwas, das heute viele Menschen denken und sich deshalb nicht die Zeit geben, wirklich durch tiefe Veränderungsprozesse zu gehen. Es war eine harte Zeit, die ich glücklicherweise mit meinen engen FreundInnen teilen konnte. Stundenlange Gespräche über unser Innenleben prägten unsere Treffen und die neuesten Erkenntnisse wurden besprochen und beleuchtet. Irgendwann nach einigen Jahren wechselten dann auf einmal die Gesprächsinhalte und „plötzlich“ war Raum für andere Themen.

Kontakt Hände

In dieser Zeit hatte ich dann auch schon meine erste körperpsychotherapeutische Ausbildung in Berlin begonnen. 5 Jahre lang war ich einmal im Monat in Berlin, lernte mich noch tiefer kennen und lernte langsam die Kunst der therapeutischen Begleitung.

Nach diesen frühen Lehrjahren folgte eine Zeit der Zweifel und der Fragen. Es gab etwas, das ich nicht verstanden hatte: Warum war ich so anders und warum hatten mir bestimmte Übungen nicht gutgetan, sodass ich mich danach tagelang wie ein Zombie fühlte?

Damals gab es das Wort „Trauma“ immer noch nicht. Heute unvorstellbar, aber so war es. Ganz langsam kämpfte sich das Wort und seine Bedeutung in das Bewusstsein der Gesellschaft und der therapeutischen Verfahren (bis heute bei manchen mehr und anderen weniger).
Mit dem Wort, dem Konzept „Trauma“ wurde mir plötzlich so vieles klar. Es war, als würde ich einen Schlüssel zu einem bisher unbekannten Schloss finden.

Ich erkannte: „Deswegen war ich so komisch“. Es war befreiend.

Dann machte ich meine erste traumazentrierte Ausbildung, wieder im körperorientierten Bereich. Obwohl alle meine Aus- und Fortbildungen körperorientiert waren, habe ich die Dimension, in der unser Körper auf unsere Psyche wirkt, nur sehr langsam wirklich begriffen. Noch heute kann es mich in Erstaunen versetzen, wie eine „einfache“ Übung/Intervention auf der Körperebene so viel in unserer Psyche in Bewegung setzt.

Damals waren alle Traumafortbildungen „Schocktrauma-Ausbildungen“. Es ging um einzelne überwältigende Erlebnisse und es wurde so dargestellt, als könnte man sehr schnell wundervolle Ergebnisse erreichen. Mit dieser Erwartung fing ich an, mit der Methode zu arbeiten.

Und scheiterte. Gnadenlos. Und hoch frustriert.

Ich kam zu dem Schluss, dass ich als Therapeutin einfach nicht fähig genug sei und legte die Therapie ad acta. Stattdessen ging ich mit dem Fahrrad auf Weltreise. Das war eine ziemlich gute Alternative und hat mein Leben nochmal sehr verändert. Ich habe viel über mich gelernt. Es war eine oft harte, aber auch eine tolle Zeit, die ich nicht missen möchte.

Während der Zeit dachte ich immer noch, dass ich nach meiner Heimkehr nicht mehr im therapeutischen Bereich arbeiten möchte. Aber Leidenschaften sind eben Leidenschaften und ich bin leidenschaftlich neugierig, wie Menschen so ticken und wie das Leben eigentlich funktioniert.

Ich möchte mit meinem Leben einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass Menschen sich besser verstehen und anfangen können, gnädig mit sich zu sein und Mitgefühl sich selbst gegenüber zu haben.

Ich „stolperte“ über das Wort Selbstregulation (damit gingen völlig neue Türen auf) und dann in der Folge über das noch unbekanntere Wort „Entwicklungstrauma“. Plötzlich ergab alles Sinn und ordnete sich in meinem Kopf. Plötzlich fand ich innerlich und fachlich mein Zuhause. Dort bin ich immer noch unterwegs und hoffe, dass irgendwann dieses Wissen jedem Menschen zur Verfügung steht.

Aus diesem Grund habe ich 2015 angefangen Videos bei YouTube hochzuladen, obwohl ich die Kamera gehasst und mir kein einziges Video von mir angeschaut habe. Ich hätte mir nicht im Traum vorstellen können, wohin mich dieser Entschluss geführt hat.

Das Wissen über die Zusammenhänge unserer persönlichen Geschichte mit dem, wie wir heute leben und lieben, ist so wichtig für Menschen. Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch, der unglücklich mit seinem Leben ist, Entwicklungstrauma in der Biographie hat. Trauma ist das Gegenteil von Verbindung und Neugier. Es trennt uns von uns selbst und anderen und frisst Lebensenergie, die wir dann nicht für Lebendigkeit und Freude zur Verfügung haben. Unsere Gesellschaft verwechselt zunehmend mehr Funktionalität mit Gesundheit. Immer mehr Menschen funktionieren, fühlen sich aber weder lebendig noch verbunden.

Ich möchte mit meinem Leben einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass Menschen sich besser verstehen und anfangen können, gnädig mit sich zu sein und Mitgefühl sich selbst gegenüber zu haben.

Sodass wir irgendwann vielleicht doch in einer Gesellschaft leben können, in der wir als Menschen verbunden sind. Miteinander, mit uns selbst und der Erde, auf der und von der wir leben.

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