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Wie wir unser Leben unnötig eng machen

07.05.2021 | 0 Kommentare

Falsch oder richtig – wie wir unser Leben eng machen

Bewertungen gehören zu unserem Leben. Sie sind praktisch unsere täglichen unsichtbaren Begleiter. Evolutionär gesehen war es überlebenswichtig, Situationen oder auch das Verhalten anderer in kürzester Zeit einzuschätzen und möglichst sinnvoll darauf zu reagieren.
Oft nehmen wir den Vorgang der Bewertung gar nicht wahr. Darüber hinaus sind bei vielen von uns die Bewertungskriterien sehr starr und geprägt durch Einflüsse von außen. Wir verwenden Begriffe wie richtig oder falsch, gut oder schlecht. Eine Welt in schwarz oder weiß.
Was wäre, wenn wir damit beginnen, auch Schattierungen und Zwischentöne wahrzunehmen? Dazu würde ich dich heute gern ermutigen.
Ein flexibleres Bewertungs- und Wertesystem bringt mehr Weite und Handlungsspielraum in unser
Leben.

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Gehörst du auch zu den Menschen, die sehr viel über sich nachdenken, über das was sie getan haben, wie sie sich in Beziehungen verhalten und welchen Einfluss das auf andere Menschen oder die Natur hat? Solche Überlegungen gehen in der Regel damit einher, dass wir das alles bewerten. Welche Begriffe verwendest du dafür? Und was ist eigentlich dein Maßstab für deine Einschätzung? Selten sind uns diese Fragen wirklich bewusst und so laufen Bewertungen immer wieder nach dem gleichen Schema ab und werden immer wieder von den gleichen Mechanismen und Überzeugungen geleitet. Ich möchte diese Art von Bewertungen gern in Frage stellen und dich anregen, dein Mindset zu verändern.

Wenn du magst, dann nimm dir an dieser Stelle ein paar Minuten Zeit und schreibe auf, welche Begriffe du verwendest, wenn du etwas bewertest und beginne damit dir deiner Bewertungen bewusst zu werden. Dein Wahrnehmen überführt damit deine Bewertungen ins Bewusstsein und du kannst etwas daran ändern. #judgementdetox

Falsch und richtig können uns sehr unglücklich machen

Häufig verwenden wir für unsere Bewertungen Begriffe wie richtig oder falschgut oder schlecht. Das sind Absolutismen, das heißt, es gibt nur ein entweder – oder, wenn wir etwas beurteilen. Eine Welt in schwarz oder weiß sozusagen. Aber die Welt ist eine Schattierung aus Grautönen und letztlich noch aus vielen anderen Farben. Bleiben wir in diesen absoluten Bewertungssystemen hängen, dann geben wir uns selbst keine Chance für eine differenziertere Sichtweise. Wir stecken alles in eine Schublade, kleben ein Label darauf und trauen uns selten, dieses Urteil später in Frage zu stellen. Das verhindert, uns unvoreingenommen mit anderen austauschen, Veränderungen wirklich wahrzunehmen und uns immer wieder zu fragen: „Ist das alles, oder kann man das auch anders sehen?“

Je unsicherer Menschen sind, desto mehr tendieren sie in Absolutismen wie falsch und richtig zu denken

Häufig kannst du bei Menschen beobachten, und vielleicht kennst du das auch von dir selbst, dass die Tendenz, sich auf absolute Standpunkte zurückzuziehen besonders stark ist, wenn sie eigentlich verunsichert sind. Je weniger Klarheit und Selbstverständnis wir für uns selbst oder unser Handeln haben, desto sicherer erscheint es uns, eine radikale Haltung zu beziehen und zu sagen: „Das ist gut, das andere schlecht.“, oder eben „Das eine ist falsch, das andere richtig.“.

Auch politisch können wir das beobachten. Die Welt wird größer und viele Werte und Regeln lösen sich – zum Teil leider, zum Teil zum Glück – auf, Menschen wissen nicht mehr so richtig, wo sie hingehören. Und wohin führt uns das? Das Zeitalter des Populismus bricht an, was nichts anderes ist, als ein falsch oder richtig, eine Welt in schwarz und weiß.

Woran machst du richtig und falsch fest?

Meistens wissen wir gar nicht, was falsch und richtig ist. Und es sind Werte und Bewertungen dahinter, die oft sehr wandelbar sind.
Was sind die Marker, die wir haben, um etwas als falsch oder auch als richtig zu bezeichnen? Darüber machen wir uns selten Gedanken.
Was wir heute super finden, erweist sich in der Zukunft als gar nicht mehr so gut, oder umgekehrt.

Wir erleben etwas und glauben, das es super toll ist, oder auch ganz schrecklich. Und mit etwas Abstand schauen wir auf dieses Erlebnis zurück und denken das Gegenteil. Jetzt ist es schrecklich, weil du eine Beziehung verlierst. Wenn du nach einigen Jahren zurückguckst denkst du manchmal, dass es das Beste war, was dir passieren konnte. Danach sind viele andere wunderbare Dinge passiert. Oder umgekehrt: Du bist verliebt und alles ist supertoll, rückblickend kannst du diese Gefühle überhaupt nicht mehr nachvollziehen.

Dinge können sich also verändern. Oft ist unsere Perspektive aber sehr eng und wir glauben, was heute richtig ist, ist es morgen auch noch.

Unsere Vergangenheit fließt immer in unsere Bewertungen mit ein

Zurück zu der Frage, was deine Bewertungen für Richtig und Falsch sind. Was sind die Grundlagen, die du dafür legst? Was ist also richtig und was falsch? Wir haben alle Angst davor Fehler zu machen. Fehler sind einfach nur eine Erfahrung. Etwas hat nicht funktioniert und ich habe eine Erfahrung gemacht. Das muss nicht falsch sein, das sagt nur mein Bewertungssystem.

Wir alle denken noch immer in einem schulischen Bewertungssystem, wo alles entweder rot oder blau markiert wurde und dann war es falsch. Das ist ein Absolutismus.

Von unseren Eltern haben wir gelernt, was wir dürfen und was nicht und auch, was wir richtig gemacht haben und was falsch. So wachsen wir oft mit sehr kindlichen falsch-richtig-Systemen auf, die wir dann nie hinterfragen und auch als Erwachsene anwenden.

Wie sieht dein Bewertungssystem aus? Was ist für dich falsch oder richtig?

An dieser Stelle möchte ich dich gern dazu anregen, dir dein persönliches Bewertungssystem genau anzuschauen. Was sind die Kriterien, nach denen du dich richtest?

Weil es sich gut anfühlt?
Weil dein Gegenüber das gut findet?
Was ist dein Bewertungssystem von falsch und richtig?  

Ganz oft steht dahinter ein Wertesystem oder eine Moral. Und auch da würde ich gern die Perspektive für dich erweitern. Moral ist sehr veränderlich. Wenn du im Zweiten Weltkrieg im Faschismus gelebt hast, dann war es okay Juden zu verprügeln. Das war moralisch nicht verwerflich. Und darum sollten wir immer wach bleiben und genau prüfen, was uns als Moral verkauft wird, als richtig und auch gesellschaftlich richtig. Ist es das wirklich?

Wir brauchen es heute mehr als je zuvor, dass wir ethisch sind und nicht moralisch.

Es ist wichtig, wirklich zu schauen: Was für Werte werden uns hier vermittelt? Und stimmen die? Und was für eine Wirkung haben sie?

Neue Merkmale für das eigene Bewertungssystem

Wenn ich etwas als falsch deklariere, dann würde ich das daran festmachen wie die Wirkung auf die Menschen, auf die Erde, auf unser Leben ist. Das ist zum Beispiel eine mögliche Handhabung. Ich muss es auch nicht falsch nennen, sondern kann sagen, es führt nicht dahin, dass die Welt etwas schöner und besser wird. Wenn ich andere auf eine bestimmte Art und Weise behandle und merke, die Beziehung wird dadurch schlechter, dann lass auch da das Wort falsch einfach weg und merke: „Das was ich tue und was hier passiert, verbessert mein Leben und die Beziehung nicht“. Das sind interessante Merkmale. Was hat das für eine Wirkung? Und zwar nicht nur auf mich jetzt, sondern auf mich und uns in der Zukunft. Und dann bekommen wir eine andere Perspektive, die etwas weiter ist.

Bin ich dann noch liebenswert?

Falsch und richtig hat ganz oft mit der Frage zu tun: „Werde ich dann noch geliebt?“. Das steht sehr häufig dahinter. Manchmal tun wir das richtige, aber Menschen reagieren auf eine Art und Weise darauf, die uns frustriert oder ärgerlich und traurig macht, weil wir dann gegen Mauern laufen. Und dann lassen wir es wieder sein, weil wir das Echo nicht aushalten können. Es braucht manchmal Mut, für das einzustehen, an was man glaubt. Das ist oft nicht einfach, aber darin möchte ich dich gerne bestärken!

Das sind meine Gedanken zum Thema Bewertung. Ich hoffe, ich konnte dir ein paar Denkanstöße geben, die dein Leben weiter machen, jenseits von falsch und richtig.

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